Hans-Peter Griesheimer                                                 Frankfurt  im Oktober 2000

Direktor des Arbeitsamtes

Frankfurt am Main

 

 

 

 

Die Arbeitsmarktsituation in der Rhein-Main-Region

 

 

Die Arbeitslosigkeit im Arbeitsamtsbezirk Frankfurt am Main ist gegenüber dem Höchststand im Jahre 1997 um 30 % zurückgegangen. Bis 2002/2003 kann eine Halbierung prognostiziert werden.

 

Gründe:

Neben der Rückwanderung von Kriegsflüchtlingen (Ex-Jugoslawien) ist eine stetige Steigerung der Beschäftigung feststellbar. Derzeit nähert sich der Grad der Beschäftigung dem Höchststand von 1991.

 

Rückgang des Erwerbspersonenpotentials

in Deutschland

 

Mittelfristig, und vor allem auf längere Sicht, wird die demographische Entwicklung zu einem erheblichen Rückgang des Erwerbspersonenpotentials bei einem gleichzeitigen Anstieg an Arbeitsplätzen führen.

 

Dies ist auf die rückgängige Zahl der Bewohner bei einer  einschneidenden Veränderung der Altersstruktur zurückzuführen. So ist bis 2010 mit einem Rückgang des Erwerbspersonenpotentials  von mehr als 500 000 zu rechnen. Diese Entwicklung wird sich ab 2010 dramatisch verstärken. Langzeitstudien gehen bis 2040 von einer Abnahme um 13 – 14 Millionen aus.

 

Mittelfristige Prognose für die Rhein-Main-Region

 

Unter der Voraussetzung, dass keine gravierenden konjunkturellen Rückschläge erfolgen und keine starke  Zuwanderung infolge Kriegssituationen eintritt, ist Vollbeschäftigung (4 % Arbeitslosigkeit und darunter) bis 2005/2006 ein realistisches Ziel.

 

Bereits jetzt besteht Arbeitskräftemangel in vielen Bereichen. Bereits jetzt gibt es Regionen der „job-mashines“ mit Vollbeschäftigung.

 

 

 

Beispiele:

Bad Vilbel,  Karben, Eschborn, Sulzbach. Main-Taunus, Hochtaunus und Rheingau-Kreis sind die Landkreise mit den geringsten Arbeitslosenquoten in Hessen. Weiterer Arbeitskräftebedarf, auch für „einfachere“ Tätigkeiten, zeichnet sich ab.

 

Beispiel:

Jeder neu erbaute Wolkenkratzer benötigt Arbeitskräfte, die reinigen (auch die Toiletten), Arbeitskräfte, die für Sicherheit und Technik zuständig sind.

 

 

Ressourcen für den Arbeitskräftebedarf

 

Unabhängig vom Ausbau des Flughafens stellt sich die Frage, woher die Arbeitskräfte für die Rhein-Main-Region bei einer Fortschreibung der bestehenden dynamischen Entwicklung genommen werden sollen.

 

a)     Arbeitslosenbestand

1999 wurden allein im Arbeitsamtsbezirk Frankfurt am Main 120 Millionen in berufliche Qualifizierung investiert, um die Einmündungschancen auf dem 1. Arbeitsmarkt zu erhöhen. Den Arbeitskräftebedarf wird eine Fortführung der Arbeitsmarktpolitik nur zu einem Teil abdecken können.

 

 

 

 

 

b)     Stille Reserve

Die Schätzwerte über die Größenordnung der sogenannten Stillen Reserve gehen stark auseinander. Für die Rhein-Main-Region kann allgemein festgestellt werden, dass die Stille Reserve nie „still“ war, weil hier gerade für Frauen auf Grund des Arbeitsplatzangebotes im Dienstleistungsbereich auch in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit Beschäftigungsmöglichkeiten bestanden.

 

c)      Überregionaler Arbeitskräftegewinn

Der Pendlerstrom aus Wetterau bis Odenwald, von Aschaffenburg, Fulda im Osten wie von  Mainz bis  Bad Kreuznach im Westen, wird sich nicht steigern lassen.  Dies ist neben dem Rückgang des Erwerbspersonenpotentials in der ansteigenden Zahl der vor Ort angebotenen Arbeitsplätze begründet.

 

d)     Neue Bundesländer

Die  seit Jahren laufenden Bemühungen, junge Menschen in das Rhein-Main-Gebiet auf einen Ausbildungsplatz zu bringen, zeigen, dass mit einem „Zustrom“ nicht zu rechnen ist. Eine nicht zu unterschätzende Gegenströmung meldet sich immer deutlicher zu Wort: „Die Wessis schöpfen unser Potential ab.“ Auch dieser Weg wird nicht das Problem des Arbeitskräftebedarfs lösen.

 

e)     Zuwanderung aus dem Ausland   

Für die Rhein-Main-Region (und darüber hinaus) ist ein an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientiertes Einwanderungsgesetz erforderlich, um die vorhandenen und zu erwartenden offenen Stellen besetzen zu können.

 

Dieses Thema wird bei einem Ausbau des Flughafens noch an Bedeutung gewinnen. Umgekehrt ist aber das Argument, der Flughafenausbau ist erforderlich, um Arbeitsplätze, nicht zuletzt „bad jobs“, zu schaffen, nicht stichhaltig, da nach der dargelegten Prognose das Thema Arbeitslosigkeit für die Rhein-Main-Region kein Thema mehr sein wird, ehe überhaupt mit der Betonierung einer Landebahn begonnen werden kann.

 

 

 

So unsicher alle Prognosen sein mögen, bleibt ein Punkt der Kritik bestehen:

 

Es fehlt in der Auseinandersetzung um den Flughafenausbau an einer Gesamtkonzeption, die neben den Themen Lärmbeeinträchtigung und Bäume die Frage des Arbeitskräftepotentials, des Zuzuges mit den daraus sich ergebenden Fragen der sozialen Infrastruktur wie des Wohnraumes, der Schulen und Kindergärten, der Integration in die Gesellschaft beinhaltet.

 

 

 

 


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