Gründungserklärung

Oktober 2000
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Die Auseinandersetzung um die weitere Entwicklung des Frankfurter Flughafens hat Signalcharakter für die Frage, wie die Gesellschaft mit ihren Ressourcen umgeht und an welchen Werten sie ihre Entscheidungen ausrichtet. Am Beispiel des Rhein-Main-Gebietes ist wie durch ein Brennglas zu beobachten, welche Schwierigkeiten eine Region hat, die Vorstellungen darüber, wie sich die Lebensqualität erhalten und steigern lässt, in offener Weise zu diskutieren: Was macht eine Region lebenswert? Und woran lässt sich festmachen, ob eine Region für die Zukunft gerüstet ist? Und wer entscheidet auf welcher Grundlage über Dinge, die die Region als Ganzes betreffen?

Ziel muss es sein, Gestaltungskonzepte zu entwickeln, die von den Betroffenen in der Region mitgetragen werden. Dies setzt Lernprozesse aller Beteiligten voraus, was aber nur gelingen kann, wenn alle Seiten eine reelle Chance haben, ihre Sicht in den Prozess einzubringen.

Das Rhein-Main-Institut will sich - über die Tagesaktualität hinaus - diesen Zukunftsfragen der Region stellen und einen Beitrag zu ihrer Lösung leisten.

 

 

A. Notwendigkeit wissenschaftlich untermauerter Argumentation

1. Über den Ausbau des Frankfurter Flughafens sind keine verbindlichen Entscheidungen gefällt worden. Selbst nach einer politischen Grundsatzentscheidung in Wiesbaden sind noch eine ganze Reihe weiterer Schritte notwendig, bis das Ausbau-Vorhaben juristisch abgesichert durchgeführt werden kann. Aber auch wenn möglicherweise die Gerichte das letzte Wort haben werden, bedeutet dies nicht, dass die Auseinandersetzung allein auf der juristischen Ebene stattfinden sollte. Schliesslich geht es um die Lebensumstände von Hunderttausenden von Bürgerinnen und Bürgern. Entscheidungen darüber sollten nicht den Gerichten überlassen, sondern von der breiten gesellschaftlichen Zustimmung in der Region getragen werden.

2. Ein Ausbau bringt wirtschaftliche Vorteile. Dies stimmt sicherlich für diejenigen, die unmittelbar mit Luftverkehr zu tun haben. Ob dies allerdings für die Region insgesamt gilt, muss erst noch genauer untersucht werden. Denn bei insgesamt knappen Ressourcen verdrängt Ausbau an einer Stelle Entwicklungsmöglichkeiten an anderen Stellen. Bevor vollendete Tatsachen geschaffen werden, sind daher die Ziele, die vorgeschlagenen Lösungen, aber auch mögliche Alternativen sorgfältig zu überprüfen. Die Ausbaupläne des Flughafens können aus zwei Richtungen kritisch betrachtet werden. Zum einen werden viele Argumente vorgetragen, die widersprüchlich und vordergründig sind. Zum anderen ist der Flughafen nicht das einzige Projekt, mit dem sich positive Visionen für Zukunft des Rhein-Main-Gebietes entwickeln lassen.

3. Es ist eine Auseinandersetzung darüber zu führen, wie in der Region Rhein-Main soziale, ökologische und wirtschaftliche Belange zu gewichten und miteinander in Einklang zu bringen sind.
Der Reichtum der Region liegt im Potenzial der Menschen in der Region. Die Diskussionen müssen unter Beteiligung aller relevanten Gruppen organisiert und deren Ergebnisse so aufbereitet werden, dass sie von Entscheidungsträgern und Medienvertretern, aber auch für die Bevölkerung nachvollziehbar sind.

4. Diese Aufgaben können mit den bestehenden Ressourcen einzelner Kommunen und einzelner Personen nicht geleistet werden. Auch die Bürgerinitiativen oder andere gesellschaftliche Kräfte (z.B. Gewerkschaften, Ärzteschaft, Kirchengemeinden) wären damit jeder für sich überfordert. Es bietet sich daher an, die wissenschaftlichen Ressourcen und das Expertenwissen zu bündeln und allen Interessierten zur Verfügung zu stellen.

5. Der Ballungsraum Rhein-Main steht pars pro toto für die Fragen der Struktur- und Wirtschaftsentwicklung sowie der Lebens- und Arbeitskonzepte, die in ähnlicher Weise an vielen Stellen der Bundesrepublik, aber auch in anderen europäischen Metropolen zu beantworten sind: In welcher Weise geht eine Region mit ihren begrenzten Ressourcen um? Mit welcher ökonomischen Entwicklung lässt sich das Ziel einer hohen Lebens- und Arbeitsqualität am besten erreichen? Wie geht man mit einer Situation um, wo sich "Grenzen des Wachstums" abzeichnen? Welche Kriterien lassen sich für die Zukunftsfähigkeit einer Region mit Metropolencharakter entwickeln?

 

 

B. Aufgaben des Rhein-Main-Instituts (RMI)

6. Das Rhein-Main-Institut will sich diesen Problemen stellen. Im Mittelpunkt der Arbeit des RMI steht die Beschäftigung mit Fragen der nachhaltigen Regionalentwicklung. Es soll zur aktiven Zukunftsgestaltung der Arbeits- und Lebensumwelt beitragen. Die Aufgabe des RMI besteht darin, die wissenschaftlichen Arbeiten zu koordinieren und die dabei erzielten Ergebnisse so aufzubereiten, dass sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind. Das Institut erfüllt vorrangig eine Vernetzungs- und Vermittlungsfunktion. Das RMI vermittelt geeignete Gutachter und kann auf Wunsch eine begleitende Qualitätssicherung übernehmen.
Für einzelne Fragestellungen kann das RMI auch selbst wissenschaftliche Expertise bereitstellen.

7. Auf das Beispiel des Frankfurter Flughafens bezogen, ist eine fundierte und akribische Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Gutachten notwendig, auf die sich die Ausbaupläne stützen. Darüber hinaus sind all diejenigen Problembereiche aufzuarbeiten, die in den Gutachten der Mediationsgruppe nicht angesprochen wurden. Dazu bedarf es versierter Experten aus allen einschlägigen Fachgebieten.

8. Das RMI organisiert Veranstaltungsreihen, die Themen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und im Hinblick auf die jeweilige Zielgruppe erläutern.

9. Das RMI wird ein "Zukunftsforum" ins Leben rufen, welches die Entwicklungsmöglichkeiten der Region auf breiter Basis erörtern soll. Wir laden alle gesellschaftlichen Gruppen ein, sich an dem Zukunftsforum zu beteiligen.

 

Wir fordern die Bürger des Rhein-Main-Gebietes und die Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, sowie die gesellschaftlichen Gruppen, die Gemeinden, Städte und Landkreise auf, ihre Ideen in die Arbeit des Instituts einzubringen. Wir freuen uns über alle, die das Institut durch ihren Beitritt und durch Spenden unterstützen.
(Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ist beim Finanzamt Darmstadt beantragt)

 

 

Rhein-Main-Institut RMI Darmstadt
• Rostocker Str. 17 • 63303 Dreieich • Tel. 06103-388087 • Fax. 06103 936619 •
Info@RM-Institut.dehttp://www.rm-institut.de


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